"ewig leben"?

Während wir heute in der westlichen Welt bei der Geburt eines Kindes davon ausgehen dürfen, dass viele Jahrzehnte eines erfüllten Lebens vor ihm liegen, war früher die Wahrscheinlich zu sterben in allen Lebensaltern gleich hoch. Mit anderen Worten: Babys starben, Kleinkinder starben, Jugendliche starben, Mütter und Väter starben, uralte Greise starben, es gab keine Gruppe, die beim Sterben besonders bevorzugt wurde.
Wer sich bewusst ist, dass sein Leben von heute auf morgen vorbei sein kann, lebt intensiver und setzt andere Prioritäten. Für die Menschen der Frühen Neuzeit war diese Priorität das ewige, das himmlische Leben, das für sie keine Möglichkeit, sondern eine Realität darstellte.
Mit der Reformation wurden eine Vielzahl von möglichen Wegen eröffnet , jeder einzelne Gläubige sah sich in der Verantwortung, sich für den richtigen Weg zu entscheiden. Wer die wilde Leidenschaft verstehen will, mit der im Zeitalter der Gegenreformation über Glaubensinhalte gestritten wurde, muss sich vor Augen halten, dass es dabei um alles oder nichts ging, buchstäblich um Himmel oder Hölle.
Die Aufklärung erschütterte das kirchliche Weltbild nachhaltig. Erstmals seit der Antike wurde die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass es keinen Gott und damit kein Weiterleben nach dem Tode geben könnte.
Wer kein Jenseits erwartet, muss im Diesseits seinen Himmel finden. Und damit erklärt sich, warum seit der Aufklärung die sozialen Unruhen rasant zunahmen.
Um ein möglichst langes Leben für alle zu gewährleisten, arbeitet die Bevölkerung, die für ihre eigene Gesundheit Verantwortung übernimmt, mit dem Staat zusammen. Dieser sorgt mittels seines Gesundheits- und Sozialwesens dafür, dass niemand verhungert und jeder die notwendige medizinische Betreuung erhält.